"Bauchklatscher

Ein theatraler Gewalt - Akt kurz vor Shakespeare"


Zum Stück:

Es beginnt eigentlich ganz normal: ein Alltagsereignis kündigt sich an wie viele andere, und doch scheint etwas ganz anders zu sein als sonst. Die scheinbare Normalität des Lebens beginnt sich aufzulösen, und die Beteiligten erleben in der sauber gekachelten Schwimmhalle eine Situation, in der das vertraute, das offizielle Regelsystem keine Geltung mehr zu haben scheint. Erinnerung und reales Geschehen fließen ineinander, Verletzungen werden erlitten und anderen zugefügt, und das einzige gemeinsame Ziel aller Einzelwesen ist der individuelle Überlebenskampf. Die Gemeinschaft verliert ihre gemeinsame Sprache, sie verliert ihre Erinnerung und ihre Persönlichkeit. Es entsteht ein Gemisch aus Gleichgültigkeit, Kälte und gereizter Aufmerksamkeit, in der sich einiges gefährlich hochzuschaukeln beginnt!


Die individuellen Sprachen und ihre Sprecher/innen:

  • Lars Peter Meyer: "Was willst Du armer Teufel geben? Ward eines Menschen Geist in seinem hohen Streben von Deinesgleichen je erfaßt?"(Goethe)
  • Kai Schwedes: "Und dann heißt es Volksbefragung, ein Volk, ein Reich, ein Führer ... und wir können nicht einmal ein Flugblatt herausbringen zu dieser Volksbefragung." (Brecht)
  • Oliver Koch: "Ich glaube nicht, daß je ein Kind dadurch besser wird, daß man es schlägt ... Aber wenn Du mich darum bittest, will ich Dich bitten lehren. Warte Hexe, durch all Deine Röcke hindurch werde ich Dir den Satan austreiben." (Wedekind)
  • Lars Schott: "Man sieht die Schläge nicht, weil ich ein Mannsbild bin und eine Deckungsarbeit leisten kann, sonst wäre ich totgeschlagen."(Fassbinder)
  • Anuschka Hause: "Siehst Du, ich schäme mich. Morgen ist aller Duft und Glanz von mir gewichen."(Büchner)
  • Kristina Mackensen: "Ich danke Gott und meinem kalten Herzen, daß ich hierin mit Euch eines Sinnes bin. Lieber möchte ich eine Krähe einen Hund anbellen hören, als einen Mann schwören, daß er mich liebt." (Shakespeare)
  • Martina Strub: "Ich bin alt geworden, aber die Prothese ist vortrefflich, läßt sich gut mit leben. Findest Du nicht?" (Dürrenmatt)
  • Silke Meiners: "Ich habe nicht gedacht, solange er lebte. Sie haben es immer gewußt."(Zuckmayer)
  • Stephanie Korte: "Nein, glücklich bin ich nie gewesen, nur lustig."(Ibsen)
  • Doris Kothe: "Und selbst wenn jeder Augentropfen, den Du fallen siehst, mit einer Tonne Goldes aufgewogen würde, ich möcht nicht Du sein."(Schiller)
  • Angela Köntje: "Ich zeig Dir, was ich von Deiner Gerechtigkeit halte."(Brecht)
  • Sybille Kornemann: "Kommt Geister, die Ihr lauscht auf Mordgedanken und entweibt mich hier. Füllt mich vom Wirbel bis zum Zeh mit wilder Grausamkeit."(Shakespeare)
  • Katja Spranz: "Ich will die Wahrheit nicht, ich will Magie. Deshalb stell ich die Dinge anders dar, als sie sind."(Williams)
  • Susanne Klemt: "Ich will ja keine Liebe mehr. Verlassen, verlassen, ich kann's nicht erdulden."(Schiller)
  • Ulrike Seng: "Was habt Ihr gegen das Lachen? Kann man nicht auch lachend sehr ernsthaft sein?"(Lessing)
  • Debbie Müller: "Nicht eine Fliege konntest Du leiden sehen."(Schiller)
  • Maren Enße: "Was sollte ich mit einem Mann anfangen? Ihm meine Kleider anziehen und ihn zum Kammermädchen machen?" (Shakespeare)

Musik: Nils Harendt

Licht: Thomas Walter

Kostüme: Martina Reck

Technische Gesamtleitung: Jochen Schmidtmeyer

Inszenierung: Karl-Heinz Wenzel und Jochen Schmidtmeyer

Aufführungen: 6. bis 9. sowie 14. bis 16. Oktober 1994 jeweils um 20.00 Uhr
Aufführungsort: Herbert-Ritze-Bad